Die moderne Erziehung stellt viele Anforderungen an Eltern, insbesondere an Mütter. Heutzutage wird von ihnen erwartet, sowohl beruflich erfolgreich zu sein als auch eine liebevolle Bezugsperson für ihre Kinder darzustellen. Nora Imlau, Autorin und Mutter von vier Kindern, analysiert die Herausforderungen der heutigen Elternschaft und bietet Lösungsansätze an. Die Kernaussage ihrer Überlegungen: Eine bindungsorientierte Erziehung muss nicht zwangsläufig mit Erschöpfung einhergehen.
In der heutigen Gesellschaft stehen besonders jüngere Mütter unter immenses Druck. Sie werden erwartet, ihre Karriere weiterzuverfolgen, während sie gleichzeitig eine aufmerksame und geduldige Mutter sein sollen. Dieser Widerspruch führt häufig zu Überforderung. Zudem streben viele Mütter danach, ihre Kinder anders zu erziehen als sie selbst es waren. Diese Motivation ist zwar verständlich, doch oft fehlen den betroffenen Eltern Vorbilder und konkrete Handlungsanweisungen. Stattdessen stoßen sie in sozialen Medien auf unerreichbare Ideale, die den bereits vorhandenen Druck noch verstärken. Besonders problematisch ist hierbei die Verbreitung von Halbwahrheiten über das Thema Bindung, die unnötig Angst und Schuldgefühle schüren.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, plädiert Imlau für eine realistischere Sichtweise der Elternschaft. Sie betont, dass sichere Bindungen weniger durch spezifische Maßnahmen wie Stillen oder Tragen, sondern vielmehr durch Feinfühligkeit und Responsivität entwickeln. Dabei sollten Eltern ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen, um langfristig stabil und präsent für ihre Kinder zu sein. Auch kleine Gesten wie gemeinsam einen Film anzusehen oder ab und zu eine Tiefkühlpizza zu essen können zur Stärkung der familiären Beziehungen beitragen. Insbesondere Mütter profitieren von dieser Herangehensweise, da sie dadurch mehr Kraft für die eigentliche Aufgabe der Erziehung gewinnen.
In einer Zeit, in der viele Eltern unter dem Druck einer perfekten Erziehung leiden, bietet die Ansicht von Nora Imlau eine willkommene Alternative. Indem sie betont, dass es in Ordnung ist, gelegentlich Abkürzungen zu nehmen, hebt sie die Bedeutung eines gesunden Gleichgewichts zwischen Eigenbedürfnissen und Pflichten hervor. Dieser Ansatz trägt dazu bei, die Familiendynamik positiv zu beeinflussen und gleichzeitig Raum für eine funktionierende Partnerschaft zu schaffen. Letztlich zeigt sich, dass Less is More auch in der Elternschaft gilt – weniger Stress und höhere Realitätsnähe führen zu stärkeren Bindungen und zufriedeneren Familien.