Die Ankündigung des US-Chemiekonzerns Dow, seine Standorte in Mitteldeutschland zu überprüfen, sorgt für große Sorge in der Region. Insbesondere der Steam-Cracker in Böhlen und eine Produktionsanlage in Schkopau könnten betroffen sein. Die Entscheidung könnte bis Mitte 2025 fallen und würde erhebliche Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben. Bürgermeister Dietmar Berndt warnt vor einer katastrophalen Situation, während Wirtschaftsminister Sven Schulze betont, dass die Zukunft der Standorte noch offen ist.
Bürgermeister Dietmar Berndt aus Böhlen beschreibt die mögliche Stilllegung als schwerwiegendes Ereignis für die gesamte Region. Er argumentiert, dass das Unternehmen wichtige Arbeitsplätze bietet, die überdurchschnittlich gut bezahlt werden. Laut Berndt sind hohe Energiekosten ein zentrales Thema in den Diskussionen mit Dow. Diese Kosten erschweren nach Ansicht des Politikers sowohl Investitionen als auch die Sicherheit der Produktion. Der Kommunalpolitiker betont, dass nur durch groß angelegte politische Maßnahmen Lösungen gefunden werden können.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze gibt zu, dass die chemische Industrie in Deutschland gegenwärtig in einer schwierigen Lage ist. Er verweist auf fehlende Grundlagen, um wirtschaftlich erfolgreich zu operieren, insbesondere aufgrund steigender Kosten für Energie und Rohstoffe sowie CO2-Abgaben. Obwohl die Landesregierung eng mit Dow kommuniziert, bleibt die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Standorte ungewiss. Schulze unterstreicht jedoch, dass es dringend notwendig sei, diese Thematik neu zu prioritieren, sobald die neue Bundesregierung ihre Arbeit aufnimmt.
In Böhlen produziert Dow einen wichtigen Grundstoff, den Steam-Cracker, aus dem Chemiestoffe wie Ethylen und Propylen hergestellt werden. Diese Stoffe dienen als Basis für Polyurethan und werden teilweise direkt in Kunststoffe weiterverarbeitet, die zum Beispiel in Verpackungen oder Folien verwendet werden. Ein Unternehmenssprecher erklärt, dass sowohl eine temporäre Stilllegung als auch eine dauerhafte Schließung in Betracht gezogen wird. Diese Maßnahmen würden auf steigende Kosten reagieren, die das Unternehmen belasten.
Die Region steht somit vor einem großen Herausforderungsprozess. Die Möglichkeit, dass beide Standorte geschlossen werden könnten, birgt enorme Konsequenzen für die lokalen Wirtschaftsstrukturen. Es bleibt abzuwarten, ob politische Interventionen oder andere Lösungsansätze helfen werden, die Situation zu entspannen. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Abhängigkeit von energieintensiven Prozessen in der Chemieindustrie ein kritisches Thema darstellt, das überregionale Bedeutung hat.