Eine amerikanische Mutter hat auf Instagram eine ungewöhnliche Fütterungsstrategie veröffentlicht, die ihre Tochter dazu veranlasst hat, Gemüse zu essen. Elena Bridgers berichtet von einer Technik namens „Kussfütterung“, die sie als Lösung für das wählerische Essverhalten ihres Kindes entdeckt haben könnte. Diese Methode, die sich an natürlichen Verhaltensweisen orientiert, hat in wissenschaftlichen Kreisen Diskussionen über deren Effektivität und mögliche Nachteile ausgelöst.
In einem Beitrag Ende Januar 2025 beschreibt Bridgers, wie sie ihrer Tochter Kürbis zubereitet hat, indem sie den vorgekauten Brei direkt in den Mund der Kleinen gespuckt hat. Diese Form der Fütterung sei von früheren Generationen und sogar anderen Kulturen bekannt, erklärt die Wissenschaftsautorin, die sich mit evolutionären Aspekten der Mutterschaft beschäftigt. Ihre Tochter habe nicht nur den Kürbis akzeptiert, sondern auch den ganzen Teller leer gegessen. Doch Experten warnen vor allzu großen Erwartungen an diese Methode.
Die Ernährungspsychologin Ulrike Gisch von der Universität Gießen betont, dass wählerisches Essverhalten hauptsächlich in westlichen Gesellschaften auftaucht, wo Lebensmittel im Überfluss vorhanden sind. Sie vermutet, dass dies möglicherweise mit dem geringeren Einsatz von Vorkauen zusammenhängt. Allerdings gibt es keine verlässlichen Studien, die beweisen, dass Kussfütterung tatsächlich dazu führt, dass Kinder neue Nahrungsmittel ausprobieren. Zudem weist Gisch darauf hin, dass Vorkauen negative Konsequenzen haben kann, da Kinder dadurch möglicherweise lernen könnten, ihre eigenen Hunger- und Sättigungssignale zu ignorieren.
Stattdessen empfehlen viele Fachleute heutzutage Methoden wie das Baby-Led-Weaning, bei der Kinder selbständig essen lernen. Auch wenn Bridgers davon ausgeht, dass ihre Tochter möglicherweise wieder zu ihren Lieblingsspeisen zurückkehren wird, bleibt die Idee der Kreativität bei der Erziehung wichtig. „Jedes Kind ist unterschiedlich, daher sollten Eltern kreative Ansätze probieren“, unterstützt Gisch diesen Gedanken.
Obwohl die „Kussfütterung“ einen interessanten Ansatz darstellt, mahnt die Wissenschaft zur Vorsicht. Die Behandlung des Essverhaltens bei Kindern erfordert individuelle Lösungen, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes abgestimmt sind. Während einige Kinder durch solche Maßnahmen motiviert werden könnten, andere mögen eher von autonomen Strategien profitieren.